Im Bereich der Fotografie wird unter dem Begriff der Langzeitbelichtung eine Belichtungszeit bezeichnet, die mehrere Minuten oder sogar Stunden anhält. Die Einsatzgebiete der Langzeitbelichtung umfassen Situationen, in denen nur schwache natürliche Lichtquellen herrschen, sowie im Kunst- oder technischen Bereich, damit Abläufe von Bewegungen klar aufgezeigt werden können.
Langzeitbelichtung verständlich erklärt
Verknüpft ist die Langzeitbelichtung thematisch mit der Available Light Fotografie, die aber noch mehr als lediglich die Langzeitbelichtungen umfasst. Auch möglich ist es, das verfügbare Licht durch eine kürzere Belichtungszeit zu nutzen, dann kommen sehr empfindliche Bildsensoren und Filme zum Einsatz, sowie sehr lichtempfängliche Objektive.
Dies gilt besonders, wenn kein Stativ verwendet werden kann oder eine Nutzung davon nicht gewünscht ist. Langzeitbelichtungen werden bei der Fotografie in der Nacht eingesetzt, darüber hinaus findet sie aber auch noch in vielen anderen Situationen Anwendung.
Im internationalen Kontext wird oft die Bezeichnung Bulb gebraucht, da in der Vergangenheit eine Auslösung aus der Ferne durch einen Blasebalg gesteuert wurde. Dies ist auch der Grund warum die Funktion der Langzeitbelichtung auf Kameras in der Regel mit dem Buchstaben „B“ beschriftet ist.
Im deutschsprachigen Raum wird das B oft auf das Wort „beliebig“ zurückgeführt. Doch nicht nur der sogenannte Bulb Modus umfasst die Langzeitbelichtung, denn diese ist bei vielen Kameras auch für die Dauer von bis zu 30 Sekunden in weiteren Modi möglich.
Die Bildwirkung der Langzeitbelichtung
Durch die Langzeitbelichtung wird ein Zeitausschnitt sichtbar, der dem Menschen bei bewegten Bildern verborgen bleibt. Dagegen wird bei Fotos, bei denen nur ein kurzer Moment der Belichtung eingesetzt wird, nur ein Augenblick abgebildet. Die Langzeitbelichtung zeigt einen länger dauernden Prozess.
Die ablaufende Bewegung zerfließt dabei und wird verwischt. Um diesen Effekt zu erzielen reichen teilweise schon relativ kurze Zeiten der Belichtung aus, die oft sogar kürzer als eine Sekunde sind.
Ein Beispiel für eine extrem lange Belichtung ist das Bild des Potsdamer Platzes von Michael Wesley, der eine Belichtungszeit von zwei Jahren ansetzte. Dadurch gibt es den Effekt, dass zwischen den Gebäuden ein Horizont zu sehen ist, den es bereits zu der Zeit, als der Platz noch nicht bebaut war, gab. Die Bahnen der Sonne treten hier als sehr helle Streifen massiv in den Fokus des Bildes.
Bewegte Objekte erhalten durch eine längere Zeit der Belichtung sehr viel Unschärfe in der Bewegung, was oft als künstlerisches Mittel eingesetzt wird. Dies wird auch oft unter dem Begriff Light Painting gemeint. Die Personen oder Objekte im Bild verschwimmen und können sogar unter Umständen gar nicht mehr zu sehen sein.
Bei Aufnahmen von Architektur kann dies beispielsweise durchaus hilfreich sein. Helle Objekte, die sich in einer dunklen Gegebenheit befinden, wie beispielsweise Scheinwerfer in der Nacht werden zu Lichtstreifen.
Den durch die besondere Belichtung entstehenden Bewegungseffekt nutzen auch viele Motive, die Bewegungen der Wolken oder den Fluss von Wasser zeigen. Diese Motive werden dadurch verschwommen und weich dargestellt. Oft wird in den Situationen der Neutraldichtefilter genutzt, damit eine ausreichende Zeit der Belichtung möglich wird.
Die Durchführung
In der Regel werden mit der Langzeitbelichtung Zeiträume von bis zu fünf Sekunden gemeint, die aber durchaus auch mehrere Minuten dauern können. Der maximalen Zeit der Belichtung sind keine Grenzen gesetzt, wie das Projekt von Michael Wesley gezeigt hat.
Damit die Belichtung auch bei länger dauernden Verschlusszeiten korrekt verläuft, kann sich verschiedenen Hilfsmitteln bedient werden, wie beispielsweise einer Blende 16 oder weniger, die Verwendung eines Films, der nur gering Lichtempfindlich ist oder dem Neutraldichtefilter.
Wenn nur das Objekt an sich verschwimmen soll, der Hintergrund allerdings klar und scharf bleiben soll, dann ist die Verwendung eines Stativs, das vor Verwackeln schützt, unverzichtbar. Hierbei wird empfohlen, die Funktionen zur Bildstabilisierung abzuschalten, da es sonst zu Überreaktionen kommen kann und die Bilder doch verschwimmen.
Zu Beginn der Fotografie galt die Belichtungsform nicht nur als Gestaltungsmittel sondern war unverzichtbar. Denn das Fotomaterial war zu dieser Zeit nicht so empfindlich wie heute und die Objektive verfügten nur über eine sehr geringe Lichtstärke.
Deshalb sind auf alten Aufnahmen von menschenvollen Straßen die abgebildeten Menschen gar nicht oder nur leicht verschwommen. Um Aufnahmen von Portraits zu tätigen bedarf es einer Nackenstütze.
Besonderheiten bei der Langzeitbelichtung
Wenn chemisches Filmmaterial eingesetzt wird sind längere Zeiten der Belichtung als der Messer der Belichtung angibt, durch den sogenannten Schwarzschildeffekt, nötig. Dies hängt allerdings stark von dem verwendeten Filmmaterial ab.
Diese Korrektur ist bei digitalen Kameras nicht notwendig, allerdings entsteht wegen des größeren ISO-Wert ein geringeres Rauschen im Bildsensor. Durch ein Entrauschungsverfahren kann dies ausgeglichen werden, allerdings hat dies oft den Wegfall von Details zur Folge. Auch ist es möglich, dass Hotpixel, die dauerhaft leuchten, auftreten.
Es gibt noch eine andere Methode, die angewendet werden kann, wenn das Bild über keine Bewegungsmuster verfügt. Dies ist die mehrfache Aufnahme. Bei dieser wird, unter gleichbleibenden Einstellungen, das Bild öfter hintereinander aufgenommen.
Treten dabei Störungen wie Rauschen auf, können diese durch die nachfolgende Verrechnung aller Aufnahmen, beseitigt werden.